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Gemeinde Deggingen

Informationen zur Kirche

Die ursprüngliche mittelalterliche gotische Kirche, die urkundlich 1372 als Erlöserkirche zum Heiligen Kreuz geweiht war, wurde mit Ausnahme des Turmes 1698 wegen Baufälligkeit und Platzmangel abgebrochen.

Einer Eingabe des damaligen Pfarrers an Erztruchseß und Kurfürst Maximilian Emmanuel in Ober- und Niederbayern um Überlassung eines Teiles der Steine der von Graf Ulrich von Württemberg 1516 zerstörten Burg Hiltenburg bei Bad Ditzenbach zum Bau der neuen barocken Kirche wurde enstprochen.

Schon im Herbst 1698 wurde der Grundstein der heutigen 50 m langen und 16 m breiten Saalkirche gelegt. Baumeister war Maurermeister Hans Wiedemann aus der damaligen oberösterreichischen Stadt Ehingen an der Donau. Der Rohbau der Kirche ohne Dach war am 20. Februar 1700 bei einem Kostenaufwand von 5000 fl fertiggestellt. Die Innenausstattung ging nur zögernd voran, sodass die Kirche erst am 29. Juni 1724 vom Weihbischof von Konstanz, Franz Johann von Sirgenstein (1723 - 1738), konsekriert werden konnte.

Der Kirchturm mit seinem charakteristischen Pyramidendach, der baugeschichtlich keine organische Einheit mit der Kirche bildet, ist Zeuge der Frühgotik und diente der alten Kirche als Chor. Über einem quadratischen Grundriss ist er zweigeschossig mit Tuffsteinquadern gebaut.

In der Glockenstube des Turmes befinden sich fünf Glocken:

  • Die Evangelistenglocke e' (30 Ztr.) mit Inschrift:
    "Matthäus, Markus, Lukas, Johannes. Anno Domini 1459"
    Glockengießer unbekannt
  • Die Marienglocke g' (18 Ztr.) mit Marienbild und der Inschrift:
    "Maria in coelum assumpta, ora pro nobis. 1951"
    Glockengießer H. Kurtz, Stuttgart
  • Die Michaelsglocke - Gefallenenglocke a' (11,50 Ztr.) mit dem Bild von Michael und der Inschrift: "Ich läute zur Heimkehr von allem und allen, die fern der Heimat fallen: "Dankt ihnen betend", tu ich euch kund. "Gib Frieden, Herr" ruf ich mit ehernem Mund. Den Gefallenen und Vermißten 1914-18 und 1939-45 von der Pfarrgemeinde Deggingen gestiftet 1960." Glockengießer H. Kurtz, Stuttgart
  • Die Canisiusglocke h' (8,20 Ztr.) mit dem Bild des H. Canisius und der Inschrift: "St. Canisius bin ich genannt, gestiftet von edler Hand. "Liebet Gott! Liebet einander", kündet mein Ruf, so gelant ihr zur Heimat, für die Gott euch schuf. Von den Deggingern in der Fremde gestiftet 1960." Glockengießer H. Kurtz, Stuttgart
  • Das Totenglöcklein d'' (3,6 Ztr.) aus dem 13. Jahrhundert, Glockengießer unbekannt
  • Gefallenen-Ehrenmal, In dem kreuzgewölbten, von der Südseite zugänglichen Turmchor, ist heute das in seiner künstlerischen Gestaltung einmalige und sehenswerte Gefallenen-Ehrenmal aus der Künstlerwerkstatt von Bildhauer Max Schauer aus Oberammergau aufgestellt. 

Das Äußere der Kirche

Der große baugeschichtliche Gegensatz von Kirche und Turm lässt sich leicht erkennen. Über den Umfassungsmauern des Langschiffes wölbt sich ein nicht weiter gegliedertes Dach. Gegen Osten setzt sich das Langhaus fort in einem eingezogenen, halbrund schließenden Chor. Toskanische Pilaster (glatte, nur wenig aus der Wand herausragende Pfeiler) gliedern das Äußere, das trotz aller Schlichtheit imposant wirkt. Der Giebel der Westfassade trägt durch die schneckenförmig gewundenen Verzierungen (Voluten) barocke Kennzeichen. Die drei Portale sind zweckmäßig und werden von Pilastern eingefasst. Das Treppentürmlein an der Westseite ermöglicht den Zugang zum Turm.

Das Innere der Kirche

Das Kirchenschiff: Das Licht als wesentlicher Stimmungsfaktor des Barocks strömt reichlich durch die hohen, rundbogigen Fenster, die weit in die Stichkappen hineinragen, die das Tonnengewölbe durchschneiden. Dadurch entsteht der Eindruck eines Kreuzgewölbes. Breite Quergurten teilen das Gewölbe in vier Joche ab. Kräftige Wandpfeiler enden oben in den Barockkapitellen, die den Punkt der Begegnung von Stütze und Last bezeichnen. Reichgeschmückt mit Lorbeer und Akanthusgewinden ziehen die Diagonalrippen zur Schiffsdecke. Dort stellen vier Medaillons schüchterne Versuche der Barockmalerei dar: Heilig Kreuz; Madonna; St. Josef; St. Bernhard. Blumenkränze und Weinranken bilden die Rahmen für die auf Leinwand gemalten Ölbilder, deren Künstler unbekannt sind. Die flüssig komponierte Kanzel ist ein Meisterwerk des Barocks. Sehr reich durch Stuck ornamentiert, zeigt sie an der achteckigen Brüstung die vier großen Kirchenlehrer: Papst Gregor mit der Tiara, Ambrosius mit dem Bienenkorb, Augustinus mit dem Herzen in der Hand und in der Ecke Hieronymus als Zeugen der mündlichen Glaubensüberlieferung. Der Schalldeckel der Kanzel wird beherrscht durch die Gestalt des guten Hirten, der die an die Priester erteilte Aufgabe zu seiner eigenen macht: "Wer euch hört, der hört mich; wer euch verachtet, der verachtet mich" (Lk, 10,16). Zwei Genien verbinden Brüstung und Schalldeckel zu einer natürlichen Einheit. 

Chorraum

Glanzstück der Kirche bildet der Chorraum. Die hervorragende Stuckarbeit gibt dem Chorgewölbe ein vollendet barockes Gepräge (Spätbarock). Der Meister, nach der Überlieferung der einheimische Stutkkateur Ulrich Schweizer, schuf hier in einer großartigen künstlerischen Komposition den Hinweis auf die schriftliche Quelle unseres Glaubens: Der Hl. Geist, theologischer Mittelpunkt des Gewölbes, als der Inspirator der Glaubenswahrheiten, ist in vier Feldern von den vier Evangelisten mit ihren Symbolen zu Füßen (Mt - Engel, Mk - Löwe, Lk - Stier, Joh - Adler) als Künder der göttlichen Offenbarung umgeben. Je zwei Engel über den Evangelisten vermitteln durch eine Muschel, dem Sinnbild er Wiedergeburt aus dem Hl. Geist, die von ihm ausströmende Kraft und Weisheit. Die Fülle aller vom Hl. Geist ausgehenden Gnaden und Gaben sind durch die reizenden Blumenkränze, Fruchtfestons und Pflanzenmotive dargestellt im Rechteck, an dessen Ecken Lorbeer- und Akanthusrippen bis zum Gewölbefuß sanft niederschwingen und auf den Kapitellen aufsitzen. Letztere erfahren durch überlebensgroße Stuckfiguren mit den Leidenswerkzeugen des Herrn eine weitere Belebung. Über dem Hochaltar schließt die Chordecke mit einer riesigen Muschel.

Hochaltar

Ein imposantes Zeugnis barocken Schaffens stellt der einzigartige und wohl einmalige Hochaltar dar. Idee und Entwurf stammen aus der Dillinger Schule und haben nach fachmännischer Feststellung Johann Baptist Libigo, geboren in Ranau (wohl Niederraunau bei Krumbach) zum Urheber. Seine Kunstwerke sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Die Muskeln an Armen und Füßen sind unnatürlich aufgequollen, die Knöchel verdickt, Kopfhaare und Bart klumpenförmig geballt, dickströmig-schwammig aufgedunsen, Merkmale, die jedem Beschauer gerade bei den Hauptfiguren Maria und Johannes unter dem Kreuz, Longinus auf dem Pferd, Helena und Konstantin links und rechts der Säulen, Gottvater und zu beiden Seiten von ihm, den je zwei Aposteln, auffallen.

Im Gegensatz dazu beobachten wir bei den Nebenfiguren den Engeln, viel flüssigere, weichere Formen mit einer stark in sich gekehrten Haltung. Diese letztere künstlerische Gestaltungsweise ist die Eigenschaft seines Sohnes Josef Anton Libigo, der ebenfalls Bildhauer war und seinen Beruf auch nach Eintritt in das Benidiktinerkloster Fultenbach noch ausübte.  Bei seinem Tod am 4.4.1768 als Pater Anselm, wurde in seinem Nachruf gerühmt, dass er seine Kunst für nah und fern zur Verfügung stellte. Offenbach schuf der Vater die Hauptfiguren, während dann der Sohn nach dem frühen Tod des Vaters das Werk mit seinen Gesellen vollendet hat. Fassung und Farbe erhielten die Altäre und Figuren durch den Faßmaler Judas Thaddäus Silchelbain aus Wangen, der einem, vor allem in Schwaben tätigen Malergeschlechte angehörte.

(Text: Leo Keilbach)

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